Am Rande des Nervenzusammenbruchs oder auf der Suche nach Netz oder wie wir Porto eroberten

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14.04.2017

Nachdem unser Dicker repariert war, wollten wir den Ort des Schrecken schnellstmöglich hinter uns lassen.  In unserer Vorstellung hatten wir den worst case und damit den Abbruch unserer Reise vermutet. Wir waren doch relativ down und so richtig vertrauen wollte ich dem Lötzauber auch nicht. Was wenn alles bricht und zu guter Letzt das komplette Lenkgetriebe den Geist aufgibt? Wir wollten nach vorne sehen und uns nicht weiter von den negativen Gedanken antreiben lassen. Also Ipad raus & Womo-Stellplätze rausgesucht. Wir sind auch recht schnell fündig geworden… Ein Platz am Wasser sollte es sein, der uns für den Unbill der letzten Tage entschädigt. Laut googlemaps sollte unser Stellplatz, der auch wieder kostenfrei sein sollte -die Maut in Portugal hat doch schon ein beträchtliches Loch in unser Budget gefressen- direkt am Wasser sein. Also Navi gefüttert und nach dem Frühstück sollte es gleich losgehen. Achja, eine große Herausforderung habe ich noch unterschlagen: wir brauchen Internet!!! Ich merke schon, der Beitrag wird etwas länger…? Da wir uns ja auf dem Gelände des Intermarche, kurz vor der schönen Stadt Viana do Castello, befanden und unser letztes Kilobyte sauteures 1&1 Internet noch eine Adresse zum Erwerb von Simkarten ausgespuckt hat, wollten wir zuschlagen. Ein Meo Shop war schnell gefunden. Das Angebot klingt spitze, schließlich hängen wir mit unseren Beiträgen ewig hinterher.  14.99 Eur für 30 Gigabyte – Filme schauen und Blogarbeiten bis der Arzt kommt. Wir also rein in den Shop und den netten Verkäufer gefragt. Oh sorry, Enjoy Simcard out yesterday? Oh nein, Murphys Law hat wieder zugeschlagen! Das gibt es doch nicht! Wir sind verzweifelt und das obwohl wir gerade noch mit nem WLAN Router zum Betreiben gleich mehrerer Geräte geliebäugelt haben. Der nette Verkäufer schickt uns uns 8 km entfernte Viana. Also Rollerchen raus und ab! Die Riesenshoppingmall, die uns unter anderen Bedingungen sicher begeistert hätte, bot uns besagten Shop.  Nicht nur uns… Der Shop ist brechend voll und die Vermutung liegt nahe, das sämtliche Portugiesen von  Viana zu Ostern noch ein Handy verschenken wollen… Gegenüber ein Shop mit MEO Zeichen, geh doch mal fragen wie es mir einer Enjoy Karte aussieht sagt Nicki. Gesagt getan. Berührungsängste kennen wir nicht mehr! 2 Std. später halten wir den heiligen Gral in den Händen. Allerdings funktioniert die Karte nicht in Nickis IPhone, war ja klar! Die kleine nette und super hilfsbereite Verkäuferin ist auch schon dem Wahnsinn nahe. Uns kommt eine Idee, wir nehmem die Karte und fahren zurück zu dem netten Verkäufer vom Intermarche.  Gott sei Dank, es ist noch geöffnet. Der junge Bärtige ist so freundlich und stellt uns alles ein.  Der WLAN Router fällt uns ein… Und jezt kommts, der Verkäufer kommt ins stocken und beichtet uns, dass beim Router eine Guthabenkarte inklusive ist. Das ist so typisch!!! Nach Alternativen hatten wir schließlich nicht gefragt… Wer jetzt denkt, das wars für den Tag der irrt gewaltig!

Weiter geht die wilde Fahrt, immer Richtung Süden,  der Sonne und den warmen Temperaturen entgegen. Unser auserkorenes Ziel: Vila Nova do Gaia. Klingt das nicht nach Leichtigkeit und Lebensfreude pur? Das Meer erwartet uns.  Doch vorher – lest weiter, ich will nicht vorgreifen?. Wir nähern uns gemächlich unserem Tagesziel. Wegen der Mautptoblematik sind wir so schlau  (?) und wählen die Landstraße.  Nach 4 stündiger Fahrt, großem Durst vom Dicken und sage und schreibe nur 89! km kommen wir in die Nähe einer Großstadt… So riesig hatte ich mir das verträumte Örtchen Vila Nova do Gaia gar nicht vorgestellt! Es wäre mir auch nicht im Traum die Idee gekommen mal etwas genauer auf die Karte zu schauen. Das rächt sich nun aber richtig! Ich sehe ein Ortseingangsschild vor mir, darauf nur 5 Buchstaben, die uns buchstäblich den letzten Nerv kosten werden :

PORTO! Das Gewirr beginnt, es ist Karfreitag und alle Welt befindet sich auf den Straßen und Gassen Portos. Millionen von Touris schieben sich durch eine zugegeben grandios anmutende Altstadt. Wohin man auch blickt, enge Straßen, Höhen- und Gewichtsbeschränkungen. Nicki bleibt ganz ruhig. Das ist auch gut so, denn ich hätte mich schon hysterisch kreischend, meckernd und wimmernd im Lenkrad verbissen. Es ist einfach nur schrecklich . Wahrscheinlich kann man in Portugal seinen Führerschein einfach im Internet kaufen! Begleitet von Hupkonzerten und wild gestikulierenden Verkehrsteilnehmern bahnen wir uns unseren Weg durch die Massen.  

Mittlerweile zeigt uns unser Navi mal wieder seinen Fatal Error. Es ist ja nicht so dass wir in Porto ein Navigationsgerät bräuchten. Dies führte natürlich dazu, dass wir zum Schluß von 3.5 t Durchfahrtsverboten umzingelt waren. Was nun? Was wenn eine Brücke kommt, wir einstürzen und dafür im Kittchen landen? Wir haben nämlich bemerkt, dass wir auf die andere Seite des Flusses müssen! Egal, Augen zu und durch. Die Müllabfuhr muss ja auch dorthin.  Die Häuserschluchten lichten sich und so langsam beruhigt sich der Puls. Gott sei Dank! Von oben können wir den Stellplatz ausmachen.  Nicht so schön wie gedacht aber gut. Nur ankommen, durchatmen und mal wieder aussprechen was mein Mann für ein toller und ruhiger LKW-Bezwinger ist. Nervenstärke ist ab jetzt sein 3. Vorname, sein 2. ist ja schon Gelassenheit! Kleiner Scherz am Rande. Eine kleine, enge Straße kommt in Sichtweite. Ein Gefälle von ca. 8% Ein letzter Kraftakt, bevor es geschafft ist. Endlich – ANGEKOMMEN. Nach der extremen Anstrengung wollen wir den Tag in Porto geruhsam ausklingen lassen. Es ist 17:00 – Zeit für eine Sightseeing Tour zu Fuß.  Nach knapp 4 km haben wir die Ponte Luis I. erreicht und stehen damit kurz vor den Toren einer geschichtsträchtigen Altstadt.

Es ist wirklich traumschön hier. Überall Menschen die noch genießen können, Stress und Hektik treten in den Hintergrund und nur das Hier und Jetzt zählt. Wir schlendern durch Straßen und Gassen, überqueren Brücken und kehren wieder um in Richtung Genusstempel. Hunger! Jetzt was leckeres essen. Bis wir uns endlich entschieden haben vergeht noch einige Zeit.  Dann ein kleines Restaurant am Wasser.  Bei einem Live Saxophonkonzert genießen wir unser Dinner.  Zum Nachtisch gibt es auch was leckeres. Weil der Kellner so lustig und geschäftstüchtig ist, bestellen wir unsere wohl  unsere 1. und letzte Portion Lulas.

Klingt gut, was? Ist es nicht wirklich. Eigentlich hatten wir

 

 

 

 

 

 

Tintenfischringe gewollt. Knusprig gebacken. Im Teigmantel. Was wir bekommen sind gegrillte Sepiatuben an Salat. Sehr merkwürdig, nicht eklig aber merkwürdig! Irgenwie wie Gummi… egal bestellt, aufgegessen und bezahlt. Auf dem Rückweg lassen wir den verrückten Tag noch einmal Revue passieren. Es gibt nur ein Wort dafür: KRASS!!!! 

 

 

 

 

 

 

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