Marrakesh- Orient 4.0

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Marrakesh, das ist Orient pur. Ein Ort voller Leben, Gauner und Gerüche. Der eine sagt: bloß weg hier, den anderen zieht es mitten hinein in ein Gewirr aus Eindrücken.

Angekommen sind wir an einem Freitag. Parken durften wir am Friedhof. Gefreut haben wir uns auf einen Campingplatz. Erklärt wurde uns…das ist näher am Zentrum, an der Medina, näher am Djemaa el Fna. Stimmt auch alles. Allerdings sind wir auch näher am Verkehrslärm, hunderten parken Fahrzeugen die keine Handbremse anziehen, sondern mit Keilen geparkt und bei Bedarf einfach zur Seite geschoben werden um noch mehr Platz zu schaffen. Egal, ärgern werden wir uns noch genug und so stürzen wir uns gleich ins abendliche Getümmel. Am Platz der Koutoubia-Moschee trafen wir auf viele Menschen und Bettler. Armen Menschen, solche die durch Behinderungen keine Möglichkeit haben Geld zu verdienen, gibt man gern ein paar Dirham. So sieht es auch der Islam. Geben ist seelig… Und da Geben schöner ist als nehmen, geben auch wir ein paar Dirham. Es gibt viele arme Menschen in Marrakesh und noch viele mehr die nur abgreifen wollen. Die Mentalität in Marokko wenn es ums Geld verdienen geht haben wir auch am 9 Tag der Reise noch nicht verstanden. Inshallah, irgendwie wird`s schon werden.

Wir kommen zum Djemaa el Fna, dem Platz der Gehängten. Hängen tut dort, Gott sei Dank, keiner mehr aber ein Meer aus Menschen, Gauklern, Geschichtenerzählern, Artisten, und Verkaufsständen für alle möglichen Genüsse zieren das Bild. Man kann es kaum überblicken. Ich schätze an die 5000 Leute tummeln sich um die einzelnen Attraktionen. Marokko lebt von alten Traditionen und so tanzt man zu Trommeln, lauscht alten Geschichtenerzählern oder verspielt ein wenig Geld bei dubiosen Glücksspielen. Schlangenbeschwörer sieht man nur am Tage. Die Schlangen scheinen geregelte Arbeitszeiten zu haben und man sagt landläufig, dass die Beschwörer giftiger seien als ihre Schlangen. Ein Schauspiel ist es trotzdem. Stehenbleiben und gucken will gut überlegt und dem Geldbeutel angepasst sein. Keiner steht dort ohne Klingelbeutel, der auch gern mal mehr oder weniger dezent geschwungen wird. Manchmal hatten wir das Gefühl man würde uns verfluchen wenn man „nur mal vorbei geht“. Erschlagen von den ersten Eindrücken und einem gemeinsamen Abendessen fallen wir ins Bett. Zur Erinnerung… wir stehen am Friedhof. Wenigstens beschweren sich die Nachbarn nicht wenn man Abends spät nach Hause kommt.

 

MEIN nächster Morgen beginnt um 4:30Uhr. Ein Mann steht neben meinem Bett und schreit mich mit einem 100.000Watt Verstärker an. Allah ist groß… usw. schreit er unablässlich. Aufgeschreckt stelle ich fest.. da ist gar kein Mann, nein wir stehen unter einem 1 Million Watt Lautsprecher und dürfen den Gebeten des Muezzin lauschen. Bis um 5:00Uhr gehen seine Gebete und meine Nacht ist vorbei. Der Islam ist eine arbeitgeberfreundliche Religion. Alle stehen früh auf und machen dann den ganzen Tag… nix. Naja nicht viel zumindest.

In fünf Stunden steht eine Führung durch die Souks, die Medina und Gassen der Altstadt auf dem Plan. Zeit genug um mich fertig zu machen habe ich ja. Mela schläft noch friedlich. Um zehn steht Mohammed auf`m Plan und zeigt uns in einwandfreiem Deutsch das alte Marrakesh. Ein GPS ist zwecklos. Das einzige was einem aus diesem Gewirr aus Häusern und Gassen heraus hilft ist ein MPS (Mohammed Position System). Wir wären aufgeschmissen. Die Führung endet wie man es kennt. Provisionsjagend schleppt uns das MPS in einen Laden nach dem anderen. Anfragen nach Gewürzmarkt, Gerberei wurden im Keim erstickt. Irgendwer kauft immer irgendwas und so wanderten Teeservice und Teller aus blankem Blech für Unsummen in die Taschen unserer Reisebegleiter und das Lächeln in die Gesichter der Verkäufer. WIR HABEN ES JA SO GEWOLLT. Der Hunger trieb uns aus den Fängern dieser Gauner in unseren Dicken und Mela zaubert eine leckere Kleinigkeit. Gestärkt und mit neuem festen Willen ziehen wieder los und steuern diesmal ohne MPS in die Medina. Und siehe da… Der Spurenleser hats wieder mal geschafft. Nach einer guten Stunde im Souk.. Licht am Ende des Tunnels. Abends haben wir uns dann beim Abendessen noch schön abziehen lassen und bezahlen mal eben den doppelten Preis für unser Menü. Wir waren zu viert und gemerkt haben es alle erst… viel zu spät.

Wer Marrkesh erleben will, muss Kleingeld, Mut und feste Nerven haben. Spaßig wars trotzdem!

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