Dades und Thodra oder von Affenpfoten und Serpentinen

Posted on

Der 15.05.17 ist angebrochen. Heute beginnt das nächste Abenteuer… 2 großartige Schluchten stehen auf dem Programm. Schon in unzähligen YouTube Videos haben wir diese Naturspektakel gesehen… wir wissen genau worauf wir uns heute und die nächsten Tage einlassen! Auf die teilweise schlecht recherchierten Infos unserer Reiseleitung verzichten wir weitgehend. Nachdem wir uns während unserer eigenständigen Ausflüge sehr gut mit dem Navigationsprogramm OSmand auseinandergesetzt haben, planen wir unsere Touren ab jetzt gern auf eigene Faust und fahren sehr gut damit. Das Navi wird also mit Koordinaten gefüttert und heraus kommt eine Serpentinenstrecke Sondergleichen. Mir war ja bewusst, dass um eine Schlucht zu erreichen, erstmal ein paar Höhenmeter überwunden werden müssen- aber mit einer solchen Serpentinenstrecke habe ich im Traum nicht gerechnet. Es ist immer gut nicht direkt am Abgrund zu sitzen, was aber meist nicht so der Fall war. Teilweise mit zugehaltenen Augen, teils auch mit hysterischem Kreischen und einem Hanschuhfach, in das ich ein imaginäres Bremspedal verewigt habe ? überwinden wir die haarsträubenden Haarnadelkurven und lachen über die dreisten Überholversuche der Einheimischen. Inshallah ist hier gelebte Religion -allgegenwärtig!

Nachdem unzählige Kurven erklommen sind und auf einem Schild Pattes de Singe (Affenpfoten) zu lesen steht, haben wir unseren Stellplatz erreicht.

Positiv: wir stehen direkt an der Schlucht mit Negativ: Aussichtspunkt an dem massenweise lärmende, feiernde und kreischende Touris ausgeschüttet werden. Wir hoffen darauf, dass wir wenigstens einigermaßen schlafen können… Nachdem wir unsere Parkposition eingenommen haben, gleich der nächste Schock. Diese Reise entwickelt sich echt so langsam zu einer andauernden Prüfung! Die Zündung am Dicken lässt sich nicht mehr ausstellen. Im Klartext: Nicki hält den Zündschlüssel in der Hand und der Dicke läuft weiter wie ein Bienchen. Auch die Druckluft hat uns wieder Kopfzerbrechen bereitet, der Rückwärtsgang lässt sich nicht rausnehmen da die Kupplung nicht mehr trennt. Unser Dicker ist eine Gesamtbaustelle! Mir graust es schon vor morgen, die Serpentinen von heute waren nur ein Vorgeschmack! Wir vertreiben erstmal die schlechten Gedanken, denn jetzt steht mit SuperChristian eine Wanderung an… Es ist wirklich eine beeindruckende Landschaft und wer mediterrane Pflanzen mag, insbesondere Palmen und Oleander kommt hier in Verbindung mit tollen Steinformationen voll auf seine Kosten. Auf unsere Frage, ob wir etwas mitnehmen müssen (so etwas wie Geld oder Wasser oder auch ein Handtuch) gab es nur ein müdes Kopfschütteln. Ok, Wasser hatten wir dann trotzdem dabei…. nach etwa 100 m gesellten sich dann prompt 2 kleine marokkanische Buben zu uns, die sicherlich zu dieser Uhrzeit besser in einer Schule aufgehoben wären. Beide übertrumpfen sich mit ihren Führungsqualitäten und buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Wir wandern leichtfüßig durch die Natur, hüpfen über kleine Vorsprünge, bestaunen das herrliche Flüsschen, welches sich durch die Landschaft schlängelt. Es ist toll! Auf dem Rückweg will ich eine Abkürzung durch den Fluss nehmen und reagiere gar nicht auf das überflüssige Genöle von Reisechristian. Ich ziehe Wanderschuhe und Strümpfe aus und stürze mich ins knietiefe Wasser. Es ist so herrlich, mit den Füße durch das kühle Nass zu stapfen, glattgewaschene Flußsteine unter den Füßen! Was für eine Wohltat! Einige schließen sich uns an und Ali übernimmt unsere Führung!

Wir bedanken uns artig mit einer Tafel Schokolade die der kleine Mann stolz nach Hause trägt. Es ist Abend geworden und für unsere Gemeinschaft steht Tajine mit Zitronenhühnchen auf dem Plan. Nicht für uns! Wir lassen uns nicht länger abzocken (wie immmer 10 Euro/ Person)und werden von ALLEN um unsere Spaghetti Bolognese beneidet. Essen dürfen wir dann großzügigerweise mit allen anderen am gemeinsamen Tisch. Es wird eine unruhigen Nacht, die nicht zuletzt dem Stellplatz geschuldet ist. Am nächsten Morgen geht es weiter und mit mulmigem Gefühl ob der vielen Ausfälle am Dicken schrauben wir uns immer höher in den gigantischen Atlas. Atemberaubende Ausblicke, die man mit Worten allein nicht beschreiben kann. Ein Fotomotiv jagt das nächste und zeitweise vergesse ich meine hier angenommene Höhenangst. Beruhigt von Nicki und seiner sehr angepassten ruhigen und besonnenen Fahrweise erreichen wir unseren diesmal tollen Campingplatz unter Palmen. Auf der Fahrt ist Gott sei Dank alles gut gegangen und 1 Stunde nach Ankunft stehen unsere bestellten Mechaniker vor der Tür! Super! Da wir nicht undankbar erscheinen wollen und werden: Danke Eva für die Hilfe und auch Übersetzung! Die netten Mechaniker wissen was sie tun, versierte Handgriffe und eine kompetente Diagnose: undichter Kupplungsdruckverstärker und ein durch Staub und Sand verkrusteter Absteller. Alles behoben in Windeseile, mit An- und Abfahrt! Toll!!! Würde es so etwas in Deutschland geben? Ich glaube nicht. Mit Nickis fließendem Gebärdisch werden alle noch offenen Fragen beseitigt und die OP am Dicken ist erledigt! Abgehakt! WUNDERBAR! Dann kann ich mich ja jetzt der Wäsche widmen. Wir haben fleißig gesammelt und sind froh einen Platz mit Waschmaschine zu haben. Auf dem gesamten Platz, der übrigens voll belegt ist, spannen sich mehrere Wäscheleinen. Hosen, T-Shirts, Schwimmschlüpper… Zuviel für nen Ösi, der mit seinem umgebauten Mercedes angerauscht kommt und nur ein: Seid ihr deppert??? für uns übrig hat! MANIEREN SIND DAS?
Wir besprechen den nächsten Tag und machen uns einen schönen Abend. Am nächsten Tag geht es mit einem Schulbus in die Thodraschlucht, die um einiges beeindruckender ist als tags zuvor Dades.

Wir wandern durch die Engstelle und teilweise sind die Felsen hier 300 m hoch! Ein Wahnsinnspanorama! Schön dass wir das erleben dürfen… Wir werden vom Bus aufgesammelt und fahren noch ein Stück durch die Landschaft, machen eine kurze Getränkepause in der Pampa bei einem tollen Restaurant, in welchem wir aber auch wieder von der hiesigen Realität eibgeholt werden. Bei der Rechnung hatte der junge Kellner echt so seine Probleme. Rechnen scheint ein Riesenproblem zu sein. Als wir helfen und vorrechnen, fühlt er sich auch noch in seiner Ehre gekränkt und so sind wir alle froh, dass es zurück zum CP geht. Morgen wird ein ganz besonderer Tag! Es geht in die Wüste zum Erg Chebbi!!! Ein langgehegter Traum wird wahr…oder doch nicht???

 

Kommentar verfassen