Einmal Hölle und zurück oder der Beitrag, den Eltern NICHT lesen sollten…..

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­Es ist der 11.5.17 und heute soll unser SandMAN mal zeigen was er kann. Wir sind ja schließlich Abenteurer und möchten auf unerkundeten Pfaden Marokko erobern! Piste, Staub und Wüste – das ist genau unser Ding! In unseren Träumen haben wir uns so etwas immer vorgestellt! Von Bergketten umgeben, in einer unwirtlichen Landschaft, eine verlassene Oase…. Unsere Reiseleitung wollte unbedingt eine Streckenplanung für uns machen. Im Nachhinein fragen wir uns, wie man solche Auskünfte geben kann, wo „man doch selbst vor 3 Jahren oder so die Strecke mit nem T4 gefahren ist“… Einfach nur verantwortungslos! Von Haftungsrecht hat Hans Wurst wohl noch nix gehört… Dazu muss mal gesagt werden dass der Straßenbau in Marokko boomt. Wo gestern noch ne Piste war, ist heute eine Teerdecke drauf und Pisten, die als easy beschrieben sind, sind ein paar Tage später lebensgefährlich!

Das A und O bei Pistenfahrten ist also die akribische Information über das Gelände… Wir verließen uns einmal mehr auf Reisechristian von und sollten es ein paar Stunden später sehr bereuen. Aber immer der Reihe nach und um der Panik vorzubeugen: wir haben überlebt (wenn auch nur ganz knapp?). Es ist also Zeit Tafraoute zu verlassen, wir sind abfahrbereit und starten auf ins Abenteuer. Die erste Herausforderung, in Form einer Schule mit vielen bettelnden Kindern – es ist gerade Pause- meistern wir schon nach kurzer Zeit. Auch wenn uns Aussagen von Steinewerfern bekannt sind, kommen wir ungeschoren davon. Alles geht gut. Vor uns liegt die Einfahrt auf die Piste. Wir biegen ab und sollten es später sehr bereuen. Zu Anfang eröffnet sich uns ein Wahnsinnspanorama. Gipfel wechseln sich mit tiefen Tälern ab und die Straßenverhältnisse sind noch ganz ok. Immer weiter schrauben wir uns langsam vorwärts. Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass die Seiten der Schlucht, in der wir uns mittlerweile befinden, immer enger werden. Rechts neben mir, befindet sich in mehreren Metern Tiefe ein zerklüftetes Qued, ein ausgetrocknetes Flussbett mit scharfkantigen Steinplatten. Bis vor ca. 1 km kamen in regelmäßigen Abständen noch Rangiermöglichkeiten, die Piste war dort schon weniger als 3 m breit… Trotzdem wagen wir uns weiter und weiter nach vorn. Irgendwann sagen wir uns dann doch: dies kann unmöglich eine „normale“ Piste sein, also steigen wir aus um uns erstmal eine Übersicht zu verschaffen. Ich begleite Nicki bis zur 1. Kurve -WORST CASE… Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und versuche mich zu beruhigen. Nachträglich sollten wir feststellen, dass wir eine verkehrte Wegbeschreibung bekommen hatten und wir uns momentan auf einem Fußweg befanden. So richtig klare Gedanken konnte ich nicht mehr fassen. Gott sei Dank hat Nicki die Nerven behalten und mich so gut es eben ging, beruhigt. Meine Gedanken gingen eher in die Richtung: bei den Temperaturen geben wir ein paar sehr gut erhaltene Mumien in einem tollen Truck ab! Hier kommen wir im Leben nicht mehr weg!!! Es gibt keinen Netzempfang, und mal ehrlich, wer sollte uns hier irgendwo im Nirgendwo auch finden??? Ein paar hoffnungslose Momente später fasst Nicki den einzig richtigen Entschluß… Wir gehen also ein Stück in die Richtung aus der wir ursprünglich kamen und müssen feststellen, hier gibt es keine Möglichkeit zu wenden. Wir haben also Abgrund und Enge in beiden Richtungen. Wir entschließen uns ein kleines (und ich meine ein wirklich klitzekleines) winziges Plateau zur Wendeschleife umzubauen. Vergessen sind die Warnungen vor Skorpionen und Schlangen, die in der Einsamkeit unter den von der Sonne aufgeheizten Steinen lauern! Wir wollen nur noch weg hier! Ein Riesenbrocken nach dem nächsten wird von Nicki ins Qued gewuchtet und ich schichte kleine und flache Steine für unsere improvisierte Rampe auf. In diesem Fall merkt man, zu welchen rationalen Entscheidungen der Mensch in Ausnahmesituationen fähig ist. Unser Bau ist fertig und jetzt kommt der echt gefährliche Teil! Auto 7 m lang und Weg ca. 2.5 – 3 m breit. Ich bin der Einweiser und nur eine falsche Ansage von mir und mein Mann und das Auto sind Geschichte…
Eine gefühlte Ewigkeit und 7 Züge später ist es geschafft. Wir haben das unmögliche möglich gemacht und uns aus einer wirklich bedrohlichen Situation herausmanövriert. Wir sind ein TEAM! Bei mir öffnen sich jetzt alle Schleusen und ich heule wie ein Schloßhund – vor Erleichterung und überstandener Angst. Ich bin so stolz auf Nicki. Sein Vornamemregister hat sich nochmals um: nervenstark, vorausschauend und umsichtig erweitert! Wir erreichen unseren Startpunkt und fahren wohlbehalten, obwohl fix und fertig, an unseren nächsten Stellplatz in Amtoudi. Nur der Vollständigkeit halber ein Campingplatz mit Pool – nur ohne Wasser!!! Aber wir sind mittlerweile marokkogeprüft und lassen uns den Tag nicht weiter vermiesen. Unsere lieben Mitfahrer haben uns ein Plätzchen in ihrer Mitte freigehalten und nehmen mich erstmal in die Arme…

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